Die Goldpreisentwicklung im Jahr 2017 wird im Wesentlichen auch von Indien abhängig sein. Indien galt jahrelang als Goldimporteur Nr. 1 auf der ganzen Welt, dürfte mittlerweile seine Rolle an China abgetreten haben. Die indische Regierung leidet unter den zahlreichen Goldkäufen der Inder, weil für die Goldimporte indische Rupien gegen Dollar verkauft werden müssen, um internationale Goldeinkäufe in US-Dollar zu bezahlen.
Indien hatte zuletzt zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Goldhunger der Bevölkerung einzudämmen. Die drastischste Maßnahme war die Außerkurssetzung der großen indischen Banknoten im Gesamtvolumen von 220 Milliarden US-Dollar. Mit diesen Banknoten konnte man über Nacht kein Gold mehr kaufen und musste diese in einer umständlichen Prozedur gegen kleinere Geldscheine umtauschen. Nach einer Registrierung selbstverständlich.
Goldimporte Indiens seit 2010 rückläufig
Die Goldimporte nach Indien sind seit dem Jahr 2010 rückläufig. Das World Gold Council rechnet für 2017 erstmals wieder mit einem Anziehen der indischen Goldimporte auf 650 bis 750 Tonnen im Jahr 2017.
(Goldimporte auf niedrigstem Level seit 2009)
Was die Goldpreisentwicklung in 2016 beeinflusste
Im ersten Halbjahr 2016 wurde eine zusätzliche Abgabe in Höhe von 1% auf Goldschmuck eingeführt, nur Silberschmuck blieb ausgenommen, ein 42-tägiger Streik der Schmuckindustrie war die Folge. Vom 1. Juni bis zum 30. September lief in Indien eine herzliche Einladung des Finanzministers, doch bisher unversteuertes Einkommen nachzuversteuern, um einer Strafe zu entgehen. Wer dies tat, musste lediglich seine Steuern nachzahlen plus 45% Nachzahlungsgebühr darauf.
Unter diesem “Income declaration scheme 2016” wurden Hunderttausende Inder zu Steuernachzahlern und Liquidität wurde dem Goldmarkt entzogen. Teilweise musste Gold verkauft werden, um die Nachzahlung zum Erreichen der Straffreiheit zu erreichen, teilweise wurden geplante Goldkäufe verworfen.
Die Steueramnestie hatte in Indien für Aufsehen gesorgt, da einzelne Millionäre und Milliardäre teilweise beträchtliche Einkommen und Vermögen nacherklärten, – so z.B. Mahesh Shah, der 2,1 Milliarden (!) US$ nacherklärte. Die daraufhin abfließende Liquidität führte zur Straffreiheit. Die wegfallenden Goldkäufe dieser Klientel konnten während der Nacherklärungsperiode nicht zu einer positiven Goldpreisentwicklung beitragen.
Am härtesten traf allerdings der Einzug der großen indischen Banknoten die Goldpreisentwicklung: Im vierten Quartal verbot der indische Staat die bis dahin gültigen großen Banknoten Indiens und verbot, Goldkäufe damit zu bezahlen. Am 8.November 2016 erklärte die Regierung die 500 Rupien- und die 1000-Rupien-Banknote in Indien für ungültig. Diese könnten allerdings in lokalen Bankfilialen (nach langem Schlangestehen und Registrierung) umgetauscht werden.
Diese Aktion wurde als “Demonitisierung” bekannt. Die 1000-Rupien-Note wurde ganz abgeschafft. Neue 500er und 2000-Rupien-Scheine wurden anschließend eingeführt. Die Regierung wollte so das Schwarzgeld abschöpfen, bzw. aufspüren. Dies führte zu einem Tiefststand der Goldnachfrage in Indien. Dies traf den Goldmarkt in Indien deshalb so hart, weil die Barzahlerquote in Indien im Verhältnis zu anderen Staaten der Welt deutlich höher ist.
Die Barzahlung ist in Indien die Standardzahlungsmethode, während man in Großbritannien oder USA zumeist mit Karte bezahlt, wie eine Erhebung der Boston Consulting Group ergab:
Gold kauft man in Indien bar:
Nicht nur der Goldmarkt hatte gelitten, auch zahlreiche andere Branchen, in den üblicherweise gegen Barzahlung verkauft wurde. So haben sich z.B. die Motorradverkäufe in Indien nach der Außerkraftsetzung der Geldscheine halbiert.
Goldpreisentwicklung durch Bargeldverbot ab 1.4.2017 nicht betroffen
Die Goldpreisentwicklung könnte einen weiteren Dämpfer durch das Barzahlungsverbot in Indien für Beträge ab 300.000 Rupien (ca. 4400 Euro) bekommen, welches ab 1.4.2017 in Indien gilt. Experten halten dies aber für unwahrscheinlich, weil die weit überwiegende Goldnachfrage in Indien im Schmuckbereich unterhalb dieser Grenze stattfindet und nur einige wenige Goldanlagetransaktionen betroffen sein dürften.
World Gold Council sieht Aufwärtsbewegung – Goldpreis kann also wieder steigen
Das World Gold Council sieht für Indien allerdings in 2017 eine Aufwärtsbewegung. Nicht nur durch gute Ernten, die wetterbedingt besser ausfallen dürften, wird mehr Liquidität in die Märkte gepumpt, sondern auch durch die Legalisierung vorherige Schwarzgelder könnten jetzt “offizielle” Goldkäufe stattfinden – von Leuten, die vorher vielleicht ihr Geld gar nicht ausgeben konnten.
Immer mehr junge Inder verfügen auch über einen hohen Bildungsstandard und sorgen so für ein hohes Wachstum der indischen Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Auch wird das Ungültigerklären von Banknoten einen bleibenden Effekt auf die Bevölkerung haben: nämlich Mißtrauen in Papiergeld und Papiergeld ausgebende Regierungen und damit wieder einen Hang zu Gold.
Bei einer Umfrage in 2016 antworten 63% der Inder auf die Frage, ob sie Gold mehr als anderen Währungen vertrauen mit “JA”. 73% gaben an, sich mit Gold langfristig sicherer zu fühlen. Es mag für den einen oder anderen Inder schmerzhaft sein, sich von der Cash-Zahlung zur unbaren Zahlung zu bewegen, aber schlußendlich würden die Inder dann auch Gold gegen unbare Zahlungsmethoden kaufen. Gold ist einfach zu fest in der indischen Gesellschaft verwurzelt, als dass eine Regierung es einer Gesellschaft “ausreden” könne.
Vorsichtige Schätzung sieht positive Goldpreisentwicklung
Das World Gold Council sieht auch bei vorsichtiger Betrachtungsweise eine Goldnachfrage in Indien, die sich im Jahr 2017 zwischen 650 und 750 Tonnen bewegen werde. Bis 2020 sollte die Goldnachfrage in Indien dann wieder auf ein Niveau zwischen 850 und 950 Tonnen gestiegen sein, was eine deutlich positive Goldpreisentwicklung zur Folge hätte. Auf eine genaue Höhe des Goldpreises legt sich das WGC allerdings nicht fest. Unrealistisch sind die Zahlen des WGC nicht, – war doch die indische Goldnachfrage im Jahr 2010 bereits 1002 Tonnen.
Das jetzige Goldpreisniveau von 1180 Euro/oz dürfte also bei einer derartigen Vorhersage einer zukünftigen Nachfragezunahme aus Indien ein gutes Einstiegsniveau darstellen, da die Goldpreisentwicklung in der Zukunft dann eher nach oben zeigen dürfte.
Steffen says
Interessant zu wissen wäre aber auch wie sich das Goldrecycling auf die Preisentwickling auswirkt bzw. ob es irgendwie eingerechnet wird. Ankäufer wie etwa Moneygold sind ja immer weiter verbreitet und speisen einiges an “konsumiertem” Gold wieder in den Markt ein. Können Sie mir dazu irgendetwas sagen?