Präsident Erdogan hat es im Moment nicht leicht in seinem Land: Auch wenn es ihm gelungen ist, das türkische Inlandsprodukt BIP in 2016 um 2,9% zu steigern, so leidet die Bevölkerung in der Türkei unter den ausbleibenden Touristen und unter Inflation. Die Inflation liegt aktuell über 11%, die türkische Lira schwächelt gegenüber Euro und Dollar.
Türken kaufen Gold wie verrückt
Die Türken sind traditionell Freunde des Goldes. Dies gilt auch dann, wenn Männer in der Türkei nach den islamischen Regeln eigentlich keinen Goldschmuck tragen dürfen und auf Anlagegoldbesitz eine jährliche Abgabe von 2,5% fällig wird, die man an Bedürftige abführen soll. Erdogan selber hatte Ende letzten Jahres seine Landsleute aufgefordert Gold zu kaufen und nicht in US-Dollar zu investieren.
Die Türkei hat zuletzt auch wieder deutlich mehr Gold importiert als zuvor (März 2017: 28,2 Tonnen). Auch die türkische Zentralbank stockt die Goldbestände auf, hat zuletzt 2 Tonnen Gold gekauft und sitzt jetzt auf 413 Tonnen Gold, um die Währung zu stabilisieren.
Staat nimmt Goldminen Gold ab
Nach jüngsten Berichten aus Goldhändlerkreisen plant die Regierung Erdogan aktuell die Umsetzung eines staatlichen Vorkaufsrechts für alles in der Türkei geförderte Gold. Die türkische Zentralbank soll zukünftig das Recht haben, allen türkischen Goldminengesellschaften das Gold per Vorkaufsrecht abzukaufen – gegen türkische Lira und nicht gegen Dollar.
Im Klartext heisst dies: Produziert eine türkische Goldminengesellschaft Gold, kann die Türkei einfach Banknoten drucken und diese der Goldminengesellschaft als Bezahlung für das Gold geben. Wünscht der Staat/Zentralbank einen Kauf des Goldes, darf die Mine nicht gegen Dollar an andere verkaufen.
Auf diesem Weg wird verhindert, dass am Weltmarkt US-Dollar für Goldkäufe eingedeckt werden müssen. Kritiker bezeichnen dies als stille Verstaatlichung der türkischen Goldminen. Die Türkei produziert jährlich ca. 30 Tonnen Gold aus eigenen Minen. Seit dem Jahr 2001 werden die Goldexplorationstätigkeiten in der Türkei massiv gefördert, sodass man die jährliche Förderung von 1,4 Tonnen im Jahr 2001 auf über 30 Tonnen steigern konnte.
In früheren Jahren hat die Türkei massiv Gold aus China importiert, nunmehr wird ihr vorgeworfen, Gold in den Iran zu exportieren. An den Goldgeschäften sollen Verwandte von Präsident Erdogan beteiligt sein, was dieser bestreitet.
Türkei hat mehr Gold als Österreich oder Großbritannien
Die türkische Zentralbank hat mittlerweile mehr Gold angehäuft als Österreich oder Großbritannien, wie folgende Aufstellung über die weltgrößten staatlichen Goldbestandshalter ausweist:
Statistik mit freundlicher Genehmigung von Statista
3500 Tonnen Gold unter Matratzen
Das World Gold Council WGC schätzt, dass die Türken insgesamt ca. 3500 Tonnen Gold – vor allen Dingen in Form von Goldschmuck, aber auch Goldmünzen – zuhause unter Matratzen und in Schränken horten. Als Sicherheit für schlechte Zeiten. Bei den Goldmünzen bevorzugen Türken das Investment in historische Goldmünzen.