Griechenland ist pleite, insolvent. Den Rentnern und Pensionären wurde für Juli bereits in Aussicht gestellt, daß evtl. die nächste Zahlung nicht in voller Höhe oder nicht rechtzeitig erfolgen könne. Auch die Rückzahlungen von Krediten an IWF und andere Partner für Juli, August und September ist mehr als unsicher.
Aktuell wird täglich mit IWF und EU verhandelt, ob es nicht doch eine Lösung gibt, die zumindestens kurzfristig die Liquidität wieder herstellt. Die EZB hat bereits kurzfristigen ELA-Krediten durch die griechische Zentralbank in Höhe von ca. 89 Milliarden Euro zugestimmt.
- Doch warum verkauft die griechische Zentralbank nicht einfach das griechische Gold?
- Wieviel Gold haben die Griechen überhaupt noch?
- Was ist das Gold bei dem aktuellen Goldpreis denn noch wert?
Geht es nach der jüngsten Aufstellung des Internationalen Währungsfonds IWF, so besitzt Griechenland noch rund 112,5 Tonnen Gold. Legt man den aktuellen Goldpreis zugrunde, wären dies rund 3,8 Milliarden Euro.
Die Griechen müssten das Gold auch nicht Goldpreis-senkend auf einmal auf den freien Markt werfen, sondern könnten es einer anderen Zentralbank verkaufen (z.B. China oder Russland, die in der Vergangenheit ihre Bestände signifikant aufgestockt haben und angekündigt haben, dies auch weiter zu tun). Auch könnte Griechenland das Gold dem IWF verkaufen, der den Kauf erst mit Zeitverzug melden würde, sodaß der Goldpreis geschont würde und nicht durch eine große auf den Markt geworfene Menge sinken würde.
Was könnte Griechenland davon abhalten, das Gold zu verkaufen.
Ein Frankfurter Goldhändler hat es heute auf den Punkt gebracht:
Es gibt eigentlich nur zwei Gründe:
- Das Gold ist bereits beliehen oder verpfändet, dient als Sicherheit für einen erhaltenen Kredit und kann daher nicht verkauft werden.
- Griechenland möchte das Gold behalten, da man es zum Aufbau einer neuen, stabilen Währung, z.B. der “Drachme neu” benötigt.
Beides gilt als gleich wahrscheinlich.
Allerdings würde ein Goldverkauf das griechische Problem auch nicht lösen: Auch bei einem Komplett-Verkauf wäre die Staatsverschuldung nur um knapp 1% reduziert. Das griechische Volk würde zudem den Verkauf von Tafelsilber nur schwer verstehen und es als “Ausbluten” deuten.
Der Goldpreis wird also zukünftig so oder so nicht durch griechische Verkäufe gedrückt werden: Erstens ist die Wahrscheinlichkeit größerer griechischer Verkäufe aus oben genannten Gründen sehr gering und zweitens würde das Gesamtvolumen den Markt nicht belasten, da er nicht wie sauer Bier an einem Tag auf den Markt geworfen werden würde, sondern marktschonend an Zentralbanken wandern würde oder aber auf mehrere Monate verteilt verkauft werden würde. Bei einer Jahresnachfrage von rund 4000 Tonnen machen 112 Tonnen den Braten auch nicht fett und hätten keinen signifikanten Einfluß.
Die Wahrscheinlichkeit, daß die Finanzprobleme Griechenlands aber immer mehr Menschen ins Gold treiben, dürfte den Goldpreis eher antreiben als belasten.
Das griechische Problem ist auch dann nicht gelöst, wenn EU oder IWF den Griechen diese oder nächste Woche weitere Milliarden überweisen.
Es ändert sich nicht die griechische Korruption, nicht die Mentalität und nicht das fehlende Steuer-Einzugssystem. Es hat sich die letzten 6 Jahre nichts geändert und es wird sich auch die nächsten Wochen nichts signifikantes ändern.
Gold dürfte daher auch weiterhin ein guter Ratgeber sein. Für Griechen und für Nichtgriechen!