Das deutsche Bundesfinanzministerium hat einen Referentenentwurf vorgelegt, der vorsieht, dass ab 1.1.2020 Bargeschäfte in Edelmetallen nur noch bis 1999,99 Euro stattfinden dürfen, wenn sie anonym sein sollen. Ab 2000 Euro sollen Händler verpflichtet sein, die Personalausweisdaten festzuhalten. Vorgegeben wird die Verhinderung von Geldwäsche, obwohl voraussichtlich mehr als 99,9% aller Edelmetallkäufe in Deutschland von Familien und Anlegern getätigt werden, die schlicht bereits einmal versteuertes Geld sinnvoll anlegen wollen.
Andere Güter des täglichen Lebens soll man bis 9999,99 Euro bar zahlen dürfen. Noch.
Doch wie sind überhaupt die Bargeldgrenzen in anderen europäischen Ländern?
Bargeld-Beschränkungen in Europa:
- Portugal: Verkäufe von Händlern an Verbraucher grundsätzlich nur bis 1000 Euro in bar, darüber Überweisung, Scheck oder Bankkarte. Verbraucher untereinander können beliebig hoch hin- und herverkaufen
- Spanien: Ortsansässige dürfen von Händlern nur bis 2.500 Euro bar kaufen. Ausländer, die in Spanien leben, allerdings bis 15.000 Euro. Bei Verstößen gibt es Strafen von bis zu 25% der bezahlten Summe.
- Frankreich: Die Bargeldgrenze liegt bei 1000 Euro für in Frankreich ansässige Steuerzahler (Artikel L 112-6 und D112 -3 des Code monétaire et financier), aber auch für ausländische Händler (z.B. auf Messen). Steuerausländer dürfen bis 10.000 Euro bar bezahlen. Bargeldzahlungen unter Privatpersonen sind nicht begrenzt.
- Belgien: Bargeldgrenze für Waren und Dienstleistungen liegt bei 3.000 Euro, eine Gesetzesänderung auf 7.500 Euro liegt auf dem Tisch. Bargeldzahlungen beim Immobilienerwerb sind komplett untersagt.
- Niederlande: Verbrauer können grenzenlos mit Bargeld bezahlen. Allerdings gibt es eine Verpflichtung, dass Banken, Versicherungen, Casinos etc. auffällige Transaktionen bereits ab 2000 Euro melden müssen.
- Luxemburg: Keinerlei Bargeldbeschränkungen
- Österreich: Keine Bargeldbegrenzung
- Tschechien: Bargeldzahlung bis 350.000 Kronen (ca. 13.000 Euro) pro Tag möglich
- Slowakei: Bargeldgrenze für Verbrauerkäufe von Händlern und unter Händlern: 5.000 Euro. Bargeldgrenze auch für Geschäfte unter Privatpersonen: 15.000 Euro.
- Polen: Bargeldgrenze liegt bei 15.000 Euro (62.242,50 Zloty)
- Slowenien: Keine Bargeldgrenze
- Kroatien: Bargeldgrenze 15.000 Euro
- Rumänien: Bargeldgrenze 10.000 RON (ca. 2200 Euro)
- Griechenland: Bargeldgrenze 500 Euro, Ausnahme: Autokauf
- Bulgarien: Bargeldgrenze 9999 Lew (ca. 5100 Euro)
- Ungarn: Keine Bargeldgrenze außer für juristische Personen oder Einzelpersonen, wenn sie mehrwertsteuerpflichtig sind, dann 1,5 Mio HUF (ca. 5000 Euro)
- Litauen: Keine Bargeldgrenze
- Lettland: Keine Bargeldgrenze
- Estland: Keine Bargeldgrenze, aber kein Annahmezwang mehr für Händler, wenn mehr als 50 Geldscheine oder 50 Münzen.
- Irland: Keine Bargeldbegrenzung
- Island: Keine Bargeldbegrenzung
- Großbritannien: Keine Bargeldbegrenzungen, aber wer Barzahlungen über 15.000 Euro akzeptiert, muss sich registrieren lassen (High Value Dealers)
- Dänemark: Keine Bargeldgrenze bei Warenkauf. Aber Sonderregelung bei Dienstleistungen: Werden die über 10.000 DKK (ca. 1340 Euro) bar bezahlt und führt der Händler dann die Steuer nicht ab, kann der Verbraucher mit zur Verantwortung gezogen werden
- Norwegen: Keine Bargeldgrenze, aber Dienstleistungen, die bar bezahlt werden, Regelung ähnlich wie in Dänemark (ab 10.000 NOK)
- Italien: Nach anfänglich 1000 Euro jetzt Bargeldgrenze von 2999,99 Euro, die Mindeststrafe bei Verstössen sind 3000 Euro.
- Schweden: Keine Bargeldgrenze
- Finnland: Keine Bargeldgrenze
Goldkauf aus Angst vor Problemen mit Bargeld
Da viele Menschen Gold kaufen, weil sie glauben, dass Bargeld einmal wertlos werden könnte oder dessen Einsatz beschränkt werden könnte, steht zu erwarten, dass weitere Beschränkungen der Bargeldverwendung eher dazu führen, dass die Menschen noch mehr Gold kaufen.
Wozu könnte eine Bargeldgrenze von 2000 Euro bei Goldkäufen führen?
Auf Gold fiel vor 1993 in Deutschland Mehrwertsteuer an. Als diese in Deutschland eingeführt wurde, fuhren die Menschen zum Goldkauf einfach in Nachbarstaaten, in denen es keine Mehrwertsteuer auf Gold gab, z.B. Luxemburg oder Schweiz. Am deutschen Edelmetallhandel gingen diese Geschäfte nahezu komplett vorbei, weswegen damals einige Händler in der Not sogar Gold schmuggelten oder illegal importierten und dies mit Gefängnisstrafen teuer bezahlten.
Der Gesetzgeber hat schließlich erkannt, dass dies weder für den deutschen Fiskus Einnahmen brachte, noch Arbeitsplätze in Deutschland sicherte und stellte Gold (Anlagegold) im Jahr 1993 mehrwertsteuerfrei.
Führt der Staat jetzt eine Kontroll- oder Registrierungspflicht für Goldkäufe ab 2000 Euro ein, wird dies von vielen sicher als Vorstufe zum Goldverbot aufgefasst und Goldkäufe werden erst Recht stattfinden. Allerdings im Ausland in einem Land, welches so eine Regelung nicht einführt.
Steuern in Indien können Goldrausch nicht verhindern.
In Indien hat man sogar eine Strafsteuer von 10% auf Goldimporte eingeführt, um die Menschen vom Goldkauf abzuhalten. Das Ergebnis ist, dass tonnenweise Gold illegal ins Land kommt und die Menschen trotzdem massiv Gold kaufen. Indien gehört mit China zu den Ländern die weltweit am meisten Gold kaufen.
Fazit: Die Einführung einer solchen Regelung würde eine Vielzahl von konservativen Anlegern, die nur Angst um ihr Erspartes haben, verärgern und gleichzeitig keinen einzigen Terroristen oder Kriminellen verhindern.
Italien hat mit die rigorosesten Bargeldvorschriften und dennoch gibt es in keinem anderen Land der Welt so große organisierte Kriminalität (Mafia). Damit ist bewiesen, dass man mit der Einführung solcher Vorschriften allenfalls den inländischen Händlern schadet, die ehrliche Bevölkerung verschreckt und keinen einzigen Kriminellen von seinen Taten abhält.
Diamanten größere Wertdichte
Diamanten haben eine noch größere Wertdichte als Gold. Kriminelle könnten auch leicht dazu übergehen, Ein-, Zwei- und Dreikaräter zu kaufen und zu schmuggeln. Da passt leicht 1/2 Mio Euro in Form von Diamanten in eine Streichholzschachtel. In Antwerpen kann man sie an jeder Ecke gegen Bargeld kaufen.