Im vergangenen Halbjahr ist mehr Geld in Gold-Investment-Produkte geflossen als jemals zuvor. Selbst in der Finanzkrise wurde weltweit nicht so viel von dem gelben Edelmetall verkauft. Dies bestätigen die aktuellen Marktzahlen des World Gold Council (WGC), einem Verband der Goldminenindustrie mit Sitz in London, der am Donnerstag seinen Bericht „Gold Demand Trends“ über das Zweite Quartal 2016 veröffentlichte.
Demnach erreichte die Nachfrage der Investoren in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 1.063,9 Tonnen im Wert von 41,6 Milliarden US-Dollar. Darin enthalten sind Goldmünzen, Goldbarren und Gold-ETFs. Die Nachfrage lag rund 16 Prozent über dem bisherigen Rekordhalbjahr 2009, als Anleger scharenweise in Gold als sicheren Hafen flüchteten.
Für die Analysten des WGC steht die ungewöhnlich hohe Nachfrage insbesondere im Zusammenhang mit den steigenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheiten weltweit: die lockere Geldpolitik wichtiger Notenbanken, das Brexit-Votum, die Schieflage im italienischen Bankensektor und nicht zuletzt die instabile Lage im Nahen Osten.
Treibende Kraft für die gestiegene Nachfrage waren vor allem Goldanleger aus den USA und Europa. Während Asiaten insbesondere bei fallenden Preisen kaufen, stecken westliche Investoren ihr Geld gerne in Gold, wenn sich ein Aufwärtstrend erkennen lässt. Laut WGC hatte die hohe Nachfrage nach dem Edelmetall in der ersten Jahreshälfte 2016 zu einem Preisanstieg geführt, so stark wie seit 1980 nicht mehr. In US Dollar verzeichnete Gold in diesem Zeitraum ein Plus von rund 25 Prozent.
Begehrtestes Investmentprodukt seit Jahresbeginn waren sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), die vor allem in den USA beliebt sind. Hierbei werden Anteilsscheine an Anleger verkauft, mit dem Vorteil, dass diese ihr Gold nicht selbst kaufen oder lagern müssen. In den vergangenen sechs Monaten sind 579,2 Tonnen Gold in dieses Finanzprodukt geflossen, was laut WGC den höchsten Wert seit 2013 darstellt. Derzeit sind rund 93 Milliarden US Dollar weltweit in diese Fonds investiert.
Die Nachfrage von Goldanlegern nach physischen Münzen und Barren nahm gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls insgesamt zu. Sie ergab 484,7 Tonnen, was im Jahresvergleich einer stabilen Nachfrage entspricht.
Zweites Quartal 2016
Die globale Goldnachfrage im zweiten Quartal 2016 lag insgesamt bei 1.050,2 Tonnen und damit 15 Prozent über dem Vorjahr. Gegenüber dem Vorquartal sank der Goldbedarf jedoch über alle Verwendungsformen hinweg um 18 Prozent.
Die Nachfrage nach Gold-Investment-Produkten erreichte mit 448,4 Tonnen eine Zunahme um 141 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber dem ersten Quartal des laufenden Jahres bedeutet dies allerdings ein Minus von 27 Prozent.
Während Anlagegold hoch im Kurs stand, verzeichneten die Analysten einen Rückgang bei der Quartalsnachfrage der Schmuckhersteller und der Industrie. Die nachgefragte Menge für die Herstellung von Schmuck belief sich rund 20 Prozent unter dem fünfjährigen Durchschnitt. Es zeigt sich, wo Gold nicht als Wertanlage dient, sondern zur Weiterverarbeitung eingesetzt wird, dämpfen steigende Preise die Nachfrage. Im Gegensatz dazu investieren Anleger, die auf weitere Preissteigerungen setzten, eher in Gold.
Neben dem industriellen Goldbedarf nahmen auch die Käufe der Zentralbanken und anderer Institutionen im Jahresvergleich ab. So kauften die Zentralbanken mit 76,9 Tonnen Gold etwa 40 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Die Quartalsnachfrage nach Schmuck belief sich lauf WGC auf 444,1 Tonnen, 14 Prozent weniger als im Vorjahr und 7,7 Prozent weniger als im ersten Quartal 2016.
Den vollständigen Bericht des World Gold Council mit weiteren Einzelheiten finden Sie hier: http://www.gold.org/supply-and-demand/gold-demand-trends