Mehrwertsteuererhöhungen bieten normalerweise keinen Anlass zur Freude. Anders verhält es sich jedoch bei der im Juni beschlossenen Anhebung der Mehrwertsteuer für Silbermünzen von 7% auf 19%. Wer noch in diesem Jahr Silbermünzen kauft, profitiert davon ab 2014. Darüber hinaus befindet sich der Silberpreis aktuell auf einem so günstigen Niveau wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die historische Erfahrung und ebenso die keineswegs gebannte Inflationsgefahr rechtfertigen die Erwartung eines mittel- bis langfristig stark anziehenden Silberpreises.
Ihr Mehrwertsteuergewinn für Silbermünzen: 11,21%
Nehmen wir an, die beliebte Anlagemünze Wiener Philharmoniker Silber kostet ohne Mehrwertsteuer 16,50 Euro. Beim aktuellen Mehrwertsteuersatz von 7% ergibt sich daraus ein Bruttopreis, also ein tatsächlicher Verkaufspreis, von 17,66 Euro. Bei 19% steigt der Verkaufspreis um 11,21% auf 19,64 Euro. Das bedeutet konkret: 19,64 – 17,66 = 1,98, also ein um 1,98 Euro höherer Verkaufswert pro 2013 erworbener Münze ab 2014, einen identischen Silberpreis vorausgesetzt. Kaufen Sie 10 Wiener Philharmoniker Silbermünzen, beträgt die effektive Wertsteigerung 19,80 Euro, bei 100 Silbermünzen sind es bereits 198 Euro usw.
Die Erfahrung zeigt, dass es nicht einerseits einen Preis für Silbermünzen der Händler mit Mehrwertsteuer und einen Silberpreis privater Verkäufer ohne Mehrwertsteuer gibt. Tatsächlich werden bei eBay für den Wiener Philharmoniker Silber regelmäßig höhere Preise verlangt als von den günstigsten Anbietern auf Bullion-Investor.COM. Sie müssen also nicht befürchten, dass private Verkäufer, die ja keine Mehrwertsteuer zahlen müssen, die Wertsteigerung Ihrer Silbermünzen wieder zunichtemachen, indem Sie die Münzen billiger anbieten. Sollte dies überhaupt geschehen, dann ist es ein vorübergehendes Phänomen kurz nach dem Jahreswechsel, das sich nach wenigen Wochen erledigt hat.
Silber über 60% günstiger als vor 2 Jahren
Nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung 2014, sondern auch der aktuelle Silberpreis legt den Kauf von Silbermünzen nahe. Silber ist jetzt wieder günstig zu haben, um genau zu sein, mehr als 60% günstiger als noch vor gut zwei Jahren. Eine Korrektur von mehr als 60% darf als äußerst ausgeprägt angesehen werden, egal welche Maßstäbe Sie anlegen. Das Potential für weitere deutliche Kursverluste erscheint begrenzt.
2011 war nicht 1980
Bisher zweimal näherte sich Silber dem Preis von 50 Dollar, um dann massiv an Wert zu verlieren. Das erste Mal geschah dies 1980, als der Silberpreis sein All-Time-High von 49,45 Dollar erreichte und das zweite Mal im April 2011, als mit 48,70 Dollar wieder ein vergleichbarer Wert erreicht wurde. Der Januar 1980 markierte den Höhepunkt der Silberspekulation der späten 70er Jahre und leitete einen langgezogenen Bärenmarkt ein. Bis zur Jahrtausendwende verlor Silber rund 90% seines Werts. War das Jahr 2011 nun einfach eine Wiederholung von 1980 und befinden wir uns heute, im Jahr 2013, einfach wieder in der frühen Phase einer langen Baisse? Das jedenfalls glauben viele Kommentatoren. Ein genauerer Vergleich der Entwicklung von 1980 und 2011 zeigt jedoch, dass von großen Gemeinsamkeiten keine Rede sein kann und sich deshalb auch nicht die Aussicht auf einen ausgedehnten Bärenmarkt ableiten lässt.
Die Macht der Inflation
Der erste offensichtliche Fehler in einer Gleichsetzung der beiden Höchstpreise besteht darin, dass sie den inflationsbedingten Kaufkraftverlust des Dollars nicht in Rechnung stellt. Um dem spekulativen Hoch von 1980 vergleichbar zu sein, hätte der Silberpreis 2011 nicht 48,70 Dollar betragen müssen, sondern 134,99 Dollar oder anders ausgedrückt: Die Kaufkraft von 49,45 Dollar im Jahr 1980 entsprach 2011 der Kaufkraft von 134,99 Dollar. Dieselbe Rechnung in der Gegenrichtung: Die Kaufkraft von 48,70 Dollar im Jahr 2011 entsprach einer Kaufkraft von 17,88 Dollar im Jahr 1980, etwas mehr als einem Drittel des tatsächlichen damaligen Silberpreises. Damit ist klar: Silber war im neuen Jahrtausend nie auch nur annähernd so teuer wie vor 33 Jahren und es kann sich im April 2011 nicht um ein vergleichbar spekulatives High gehandelt haben. Lediglich die kumulative Inflationsrate von 173% macht diese „optische Täuschung“ möglich.
Neben dem inflationsbereinigten Silberpreis weist auch die Art und Weise seiner Entstehung in den Jahren 1980 und 2011 klare Unterschiede auf. In etwas mehr als einem Jahr, nämlich vom 10. Januar 1979 bis zum 18. Januar 1980, verteuerte sich Silber um sagenhafte 726,92%. Im zweiten Bullenmarkt benötigte Silber für einen vergleichbaren prozentualen Anstieg fast siebeneinhalb Jahre, nämlich vom 30. Dezember 2003 bis zum 28. April 2011.
Ohne Zweifel war auch die Performance von mehr als 170% in den zwölf Monaten bis zum 28. April 2011 formidabel und spekulativ. Die deutliche Korrektur die wir zurzeit beobachten können, ist also durchaus gerechtfertigt. Ein Ende der Silberhausse, die selbst Teil der übergeordneten Rohstoffhausse ist, lässt sich mit dieser Kursentwicklung jedoch nicht begründen.
Langfristige Aussicht auf den Silberpreis
Eine langfristige Aussicht auf den Silberpreis ist etwas anderes als ein aktuell gerechtfertigter Silberpreis, denn eine realistische Betrachtung von Preisentwicklungen schließt auch die Phasen extremer Übertreibungen in beide Richtungen mit ein. Wir wissen aus vielen Erfahrungen aus den Aktien- und Rohstoffmärkten, dass sowohl Bullen- als auch Bärenmärkte in solchen Phasen der Übertreibung enden. Durch die inflationsbereinigte Betrachtung des Silberpreises 1980 hat sich ein im dargestellten Sinne realistisches langfristiges Kursziel von 134,99 USD gezeigt. Bei einem aktuellen Silberpreis von etwa 19 Dollar ergibt sich daraus ein Potential von gut 610% Wertsteigerung für Silber.
Legt man die gesamte Hausse der 70er Jahre zugrunde, dann hat Silber eine Performance von 3793,7% vorzuweisen: von 1,27 Dollar im November 1971 bis zum Hoch bei 49,45 im Januar 1980. Übertragen auf die Silberhausse im neuen Jahrtausend ergibt sich daraus eine zu erwartende Gesamtperformance von ebenfalls 3793,7%. Bei einem Silberpreis von 4,07 Dollar zu Beginn der Hausse im November 2001 ist diese Performance erst bei einem Preis von 158,47 Dollar erreicht: Es verbleiben also 734% Kurspotential für Silber.
Es ist interessant zu sehen, dass sich aus der Betrachtung der Gesamthausse der 70er Jahre und aus dem inflationsbereinigten High von 1980 mit 134,99 Dollar und 158,47 Dollar zwei Kursziele ergeben, die sich auf relativ ähnlichem Niveau befinden.
Wahrscheinlicher Katalysator für den kommenden Anstieg
Ein langfristiger Anstieg des Silberpreises bis in den Bereich der genannten Kursziele kann nicht ohne einen grundlegenden Bewusstseinswandel der institutionellen Anleger vonstattengehen. Es steht zu vermuten, dass die heute gewissermaßen im allgemeinen Konsens offiziell beerdigte Inflationsangst früher oder später genau diesen Bewusstseinswandel einleiten wird. Das gesamte Die-Inflationsgefahr-ist-gebannt-Mantra der Zentralbanken und ihrer Jünger in den Redaktionen der Massenmedien beruht auf der Betrachtung der aktuellen Geldmenge und ihrer bis jetzt ausbleibenden stark inflationären Wirkung. Die bisherige Geldmengenerhöhung ist allerdings gar nicht das entscheidende Thema beziehungsweise sie ist nur die Spitze des Eisbergs.
Bedeutung und Brisanz der Überschussreserven
Das am weitesten gefasste (und veröffentlichte) Geldmengenaggregat M2 liegt in den USA bei aktuell 10,5 Billionen Dollar und hat sich seit Jahresbeginn 2008 um gut 40% erhöht. Der eigentlich brisante Fakt ist aber die Erhöhung der Geldbasis in den USA auf 3,1 Billionen Dollar (Schätzungen für Mai 2013). Die Geldbasis besteht aus umlaufendem Bargeld und aus den Reserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Diese Reserven setzen sich zusammen aus der gesetzlichen Mindestreserven (ein prozentualer Anteil an den Einlagen der Bankkunden) und der Überschussreserven, die eine Bank nach eigenem Gutdünken aufbauen oder eben nicht aufbauen kann. Für Geschäftsbanken deren Nettowert der Transaktionskonten 79,5 Millionen Dollar überschreitet, gilt in den USA eine Mindestreserve von 10%. Die freiwilligen Überschussreserven sind in normalen Zeiten eine zu vernachlässigende Größe, die gegen 0 geht. Im August 2008 betrugen sie laut Fed bei 1,875 Milliarden Dollar. Bis zum Mai 2013 hatte sich dieser Wert auf 1,863 Billionen Dollar etwa vertausendfacht.
[quote]Der Grund: Es werden aufgrund der schwächelnden Konjunktur kaum Kredite benötigt. Es fehlt schlicht die Nachfrage nach Geld. Wenn und sobald diese Nachfrage in einem sich verbessernden wirtschaftliches Umfeld ansteigt, steht den Banken ein unerschöpfliches Reservoir zur Verfügung, um Geld nicht nur in Umlauf zu bringen sondern im Prozess der Schöpfung von Giralgeld zu vervielfachen. Der Grad der möglichen Vervielfachung hängt ab von der jeweiligen gesetzlichen Mindestreserve: 10% ergeben annähernd eine Verzehnfachung.[/quote]
In dieser möglichen Verzehnfachung liegt die eigentliche inflationäre Gefahr der angeschwollenen Geldbasis beziehungsweise der explodierenden Überschussreserven. Eine Gefahr, zumindest aus Ihrer Sicht. Aus Sicht eines stark verschuldeten Staates wie den USA kann sich diese Gefahr durchaus als willkommenes Mittel der Entschuldung darstellen. Bekannte Mainstream-Ökonomen wie Paul Krugman haben bereits vor einiger Zeit angedeutet, dass eine etwas höhere Inflation gar keine so schlechte Sache sei. Eine anspringende US-Konjunktur mit starker Kreditnachfrage und Banken, die in bisher unbekanntem Ausmaß in der Lage sind, diese Kreditnachfrage zu befriedigen dürfte sich als viel größeres Risiko erweisen als alle aktuellen Deflationsbefürchtungen, die sich mit fallenden Inflationsraten eingestellt haben.
Silber und ebenso Gold würden in einer solchen Situation als das angesehen, was sie tatsächlich sind: Der rettende Hafen in einem Meer der Risiken des Fiatgeld-Systems.