Goldpreisentwicklung 2017

Aktuelle Goldpreisentwicklung 2017

Autor: P. Scherenberg

Die aktuelle Entwicklung des Goldpreises bleibt hochinteressant. Über acht Wochen lang haben institutionelle Anleger vermehrt Gold-Futures gekauft, also Derivate, die bei steigendem Goldpreis einen hohen Gewinn versprechen. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten Committment of Traders-Report hervor, den die Commodity Futures Trading Commission in den USA publiziert hat. Signifikant ist dabei die Zahl offener Kontrakte, die in der Woche ab dem 12. September um 2,4 % von 566.814 auf 580.606 Futures anstieg, der höchsten Anzahl seit einem Jahr. Auch die Longpositionen der Terminspekulanten nahmen um 3,9 % zu. Vor allem waren Großspekulanten hierfür ausschlaggebend. Aber auch bei den Kleinspekulanten wuchs der Optimismus, so erweiterten sie ihre Longpositionen innerhalb einer Woche um 5 % von 16.509 auf 17.338 Futures. Trotz dieses generell optimistischen Faktors hat sich der Goldpreis in den letzten Wochen und Tagen jedoch abwärts entwickelt. Wir versuchen im Folgenden, einige Gründe für die kurzfristig erfolgte Abwärtsentwicklung aufzuzeigen.

Konflikt mit Nordkorea treibt den Goldpreis kaum an

Eine Rolle bei der Entwicklung des Goldpreises in jüngster Zeit spielte die politisch-militärische Entwicklung in Nordkorea, insbesondere die Auseinandersetzung mit den USA. Diese versuchen seit langem, die Verfügung über Atomwaffen auf wenige Staaten zu beschränken, was ihnen bei Nordkorea jedoch nicht gelungen ist. Unter dem neuen Präsidenten der USA ist der Ton weniger diplomatisch, als unter seinem Vorgänger und steht der Rhetorik Kim Jong Uns kaum nach, der damit drohte, Japan zu versenken und die USA in Asche und Finsternis zu tauchen. Jedoch waren Anleger die einschlägige Rhetorik offensichtlich schon gewohnt, so dass der Goldpreis daraufhin nur geringfügige Reaktion zeigte.

Die chaotische Politik Donald Trumps sorgte Anfang September 2017 für einen hohen Goldpreis

Wichtiger für den Goldpreis ist offensichtlich die von Anlegern und Analysten als chaotisch eingeschätzte Politik des US-Präsidenten Donald Trump, so dass der Goldpreis Anfang September 2017 mit über 1340 Dollar bzw. über 1120 Euro pro Feinunze (31,1034768 Gramm) auf den höchsten Stand seit 13 Monaten gestiegen war. Die ausschlaggebende Rolle der Politik Trumps hierfür geht zu mindestens aus den Äußerungen von Analysten der renommierten Bank Goldman Sachs hervor. Da Gold als Krisenschutz gilt, wird in krisenhaften Zeiten vermehrt in dem Edelmetall angelegt.

Die charttechnische Entwicklung des Goldpreises

Analysten sehen im Abprallen des Goldpreises an der Grenze von 1360 Dollar pro Feinunze Gold einen Abwärtsindikator. Ein Unterschreiten der Grenze von 1310 Dollar, die mittlerweile erreicht ist, ist nach ihrer Meinung ein klares Ausstiegssignal. Charttechnische Schwächen und Rücksetzer des Goldpreises waren schon seit dem 8.9. zu verzeichnen, zu einem entscheidenden Rückgang kam es jedoch am 20.9. Sollte die Schwelle von 1310 Dollar noch einmal erreicht und überschritten werden, wäre das ein bullisches Signal. Wahrscheinlicher ist aber ein Eintreten weiterer Verluste, da inzwischen auch die Unterstützungslinie von 1288 Dollar unterschritten ist. So rutschte der Goldpreis am Donnerstag auf unter 1280 Dollar. Nach dem hohen Stand von 1340 Dollar Anfang September ist der Goldpreis also während drei Wochen hintereinander gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit Mitte August erreicht.

Die Gründe für den jüngsten Fall des Goldpreises

Dazu beigetragen haben auch steigende Opportunitätskosten, also ein ansteigendes Zinsniveau bei Rentenwerten. Da Gold davon nicht profitiert, ist dies ein Faktor, der den Goldpreis drückt. Anleger sollten dabei aber daran denken, dass die Bonität einiger Emittenten aufgrund steigender Staatsverschuldung gesunken ist. So stufte die Ratingagentur Moodys die Bonität des Vereinigten Königreichs im September niedriger ein, während S&P die Zahlungsfähigkeit Chinas niedriger bewertete. Ein Emittentenrisiko gibt es dagegen bei physischem Gold nicht.

US-Wirtschaftswerte beeinflussen den Goldpreis kaum

Die Veröffentlichung von drei wichtigen Zahlen zur US-Wirtschaft am Donnerstag, der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, der US- Handelsbilanz für August und den abschließenden Zahlen zum BIP-Wachstum, die insgesamt positiver als erwartet ausfielen haben den Goldpreis kaum beeinflusst.

Höherer Goldpreis in Euro

Deutsche Anleger sollten zudem berücksichtigen, daß der Goldpreis in Euro wegen der derzeitigen Schwäche des Dollars stabiler ausfällt, als in US-Dollar. Entsprechend kann der Goldpreis in Dollar gefallen sein, jedoch in Euro gestiegen sein, wie es die letzte Entwicklung gezeigt hat. Für Anleger ist es daher wichtig, die Kurse des Euros und US-Dollars sowie die aktuellen Renditen von Rentenpapieren im Auge zu behalten.

Für den jüngsten Rückgang des Goldpreises sind also viele Faktoren ausschlaggebend gewesen, vor allem politische Ereignisse haben sich als wichtig erwiesen, aber auch Wirtschaftskennzahlen. Das Kursverhältnis zwischen Dollar und Euro hat ebenfalls den Goldkurs in Euro beeinflusst.

Die weitere Entwicklung des Goldpreises

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass der Rückgang des Goldpreises in den letzten drei Wochen ein vorübergehender ist und hier die „zittrigen Hände“ unsicherer Anleger abgeschüttelt werden sollen. In einem größerem zeitlichen Rahmen kann man dagegen von einem weiteren Anstieg des Goldpreises ausgehen. Wesentliche Faktoren sprechen dafür, so unter anderem das in den Longpositionen zum Ausdruck kommende anhaltende Interesse von Großanlegern und der Krisenschutz sowohl gegenüber politischen und militärischen Ereignissen wie auch gegenüber der vielfach schwächer eingestuften Bonität staatlicher Rentenpapiere.

Kurzfristig ist jedoch mit einem weiteren Kurskorrektur des Goldpreises nach unten zu rechnen.