Wen wundert es, wenn die Leute in Zeiten niedriger Zinsen alternative Anlagemöglichkeiten suchen. Da Festgeld- sowie Tagesgeldkonten oftmals weniger als 1 Prozent abwerfen und Fondssparen vielen zu risikoreich erscheint, erfreuen sich Münzen zunehmender Beliebtheit. Können Sie mit dem Sammeln von Geldstücken aber tatsächlich Rendite machen? Im Grunde schon, nur sollten Sie einige Dinge beachten, bevor Sie Ihre Spargroschen verschenken.
Gedenkmünzen erfüllen höchstens ästhetische Ansprüche
Groß ist die Verlockung bei den jährlich von der Bundesrepublik herausgegebenen Gedenkmünzen. Zu allen möglichen Anlässen werden sie geprägt und mit schillerndsten Gold- bzw. Silberfarben angepriesen. In Anzeigen wird ihr Wertsteigerungspotenzial betont. Doch gerade bei diesem Punkt lohnt es sich, genauer nachzurechnen. Wenn Sie die Auflagen sehen, sind Zweifel angebracht. Kaum wird noch einmal solch ein Glücksfall eintreten, wie bei der 1952 erschienenen Gedenkmünze zum 100-jährigen Jubiläum der Gründung des Germanischen Museums. In geringer Zahl geprägt, geht die alte 5 DM-Münze heute mit 1000 Euro über den Sammlertisch. Das wird nicht so schnell wieder passieren, denn der Staat will Geld verdienen. Auch zu diesem Zweck werden 2014 erneut zwei Gold- und 5 Silbermünzen aufgelegt. Eine davon ist die 10 Euro Silbermünze zum 150. Geburtstag von Richard Strauss. Schon deren geplante Auflage von 1,4 Millionen Stück lässt in den nächsten 20 bis 30 Jahren aus Sammlersicht keinen Vermögenszuwachs vermuten. Von streng limitiert kann wahrlich keine Rede sein. Bleibt der Materialwert: Hier ergibt sich folgendes Bild:
Die Münze enthält 10 Gramm Silber bei einem Gesamtgewicht von 16 Gramm.
Der Preis für 10 Gramm Silber schwankte im August 2014 an der Börse um die 4,70 Euro.
Ergo liegt der zu berücksichtigende Materialwert beim Kauf weit unter dem Nennwert. Nicht zu reden vom Ausgabepreis, der über 17 Euro liegt.
Zuverlässige Prognosen über Wertsteigerungen sind bei Silber schwer anzustellen, da dessen Preis extremen Schwankungen unterliegt. In den letzten 10 Jahren ist der Kurs für 10 Gramm um rund 3 USD gestiegen. Das sind heute umgerechnet etwa 2,23 Euro. Peilen Sie vage über den Daumen, werden Sie feststellen, dass bestenfalls Ihre Urenkel die Stücke mit Gewinn verkaufen könnten. Gedenkmünzen erfreuen zwar Herz und Auge des Besitzers, kundige Anleger dagegen bezeichnen sie wenig schmeichelhaft als Schrottmünzen.
Alte Münzen mit Sachkunde auswählen
Anders verhält sich die Sache bei historischen Geldstücken. Wer vor Inflation und niedrigen Zinsen flüchten will, für den können sich die seltenen Schätze lohnen. Das Interesse an ihnen stieg in den letzten Jahren stetig. Gefragt sind derzeit unter anderem osteuropäische, aber auch alte Münzen aus dem asiatischen Raum. Ausgabepreise, Nenn- oder Materialwerte spielen bei ihnen keine Rolle. Hier zählen ausschließlich Liebhaber, die bereit sind, gute Preise zu zahlen. So wurde beispielsweise im Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolph Künker 2012 ein russischer Rubel aus dem Jahre 1835 für 150.000 Euro angesagt und für 650.000 Euro verkauft. Das war der höchste jemals in Deutschland erreichte Preis für eine Münze. Es geht sogar noch einige Klassen höher. Sotherby´s versteigerte vor 10 Jahren einen amerikanischen 20 Dollar Gold Double Eagle von 1933 für 7,59 Millionen Dollar. Ein Rekorderlös, der zugegebenermaßen nicht jeden Tag erzielt wird. Häufig sind kleine bis mittlere Wertsteigerungen gegenüber Gedenkmünzen aber möglich. Natürlich sollten Sie, wenn es um alte Geldstücke geht, nicht wahllos zuschlagen. Nicht alle lassen sich mit Mehrwert verkaufen. Informieren Sie sich in Fachzeitschriften sowie Büchern und bewerten historische Münzen immer:
- nach ihrer Seltenheit,
- nach ihrem Herkunftsland bzw. -gebiet und
- nach ihrem Zustand. Je besser er ist, desto höher der Wert.
Für den richtigen Kurs – Anlagemünzen
Für eine langfristige und sichere Geldanlage empfehlen Experten Anlage- bzw. Bullionmünzen. Bullion heißt vom Englischen ins Deutsche übersetzt Barren. Im Prinzip sind sie auch nichts anderes. Sie sehen nur wie Geldstücke aus, glänzen und haben geprägte Motive. Für manchen Sammler sind sie kleine Kostbarkeiten. Diese Münzen werden von Staaten aufgelegt und bestehen fast zu 100 Prozent aus Gold, Silber oder Platin. Angelehnt an den aktuellen Börsenwert der Edelmetalle, können Sie die Stücke jederzeit kaufen und verkaufen. Der aufgedruckte Nennwert spielt dabei keine Rolle. Ebenso ist, da millionenfach hergestellt, bis auf wenige Ausnahmen jeglicher Sammlerwert zu vernachlässigen. Die am häufigsten gehandelten Anlagemünzen sind:
- der Südafrikanische Krügerrand,
- der American Gold Eagle,
- die Philharmoniker aus Österreich,
- der Panda aus China,
- der Kanadische Maple Leaf,
- der Silver Eagle aus den USA und
- der Australische Platin Koala.
Um Renditen vorherzusagen, sollten Sie die Kursentwicklungen der letzten 10 Jahre betrachten. 2004 kostete die Feinunze Gold (31,1 Gramm) etwa 400 USD, heute sind es rund 1200 USD. Für Silber mussten Sie gegenüber heutigen 19 bis 20 USD, lediglich 10 USD berappen und auch das teuerste dieser Edelmetalle, Platin, stieg um cirka 45 Prozentpunkte. Der Wermutstropfen: Beim Kauf von Silbermünzen müssen Sie die ab 2014 fällig gewordene Mehrwertsteuer von 19 Prozent einrechnen.
Die Freude am Sammeln bleibt
Vermögensanlagen in Münzen sind nur im begrenzten Umfang zu empfehlen. Wenn Sie höchstens 10 Prozent Ihres Kapitals in diesem Segment anlegen, bleiben Sie auf der sicheren Seite. Rechnen Sie Händleraufschläge und Kosten für Prägung ein, gibt es in puncto Edelmetall sogar profitablere Anlagen. Für Numismatiker ist das jedoch kein Thema. Ungeachtet all dessen dürfen sie sich auch weiterhin mit berechtigtem Stolz über ihre schöne und wertvolle Sammlung freuen.