Im Junibericht des World Gold Council sind für Venezuela geringere Goldreserven als zu Jahresbeginn ausgewiesen. Sie betragen jetzt noch 361 Tonnen. Unberücksichtigt bleiben dabei die Swap-Geschäfte zwischen Venezuela und der Citibank, bei denen Venezuela 43 Tonnen Gold an die Citibank verliehen hat.
Verkauf von Goldreserven
Auch im Juni hat Venezuela wieder einen Teil seiner Goldreserven verkauft, diesmal 6,6 Tonnen. Grund sind offensichtlich Liquiditätsprobleme. Voraussichtlich wird der Staat bis Jahresende insgesamt weitere 80 Tonnen Gold verkaufen. Um das Abschmelzen der Reserven weniger dramatisch erscheinen zu lassen, werden inzwischen auch andere Edelmetalle und Diamanten mit eingerechnet. Dies wird von der internationalen Finanzwelt jedoch kritisch gesehen. Für November und Dezember 2015 muss Venezuela internationale Verbindlichkeiten in Höhe von 5 Milliarden Dollar begleichen. Ein weiteres Problem ist die hohe Inflation der Landeswährung Bolivar.
Einlagerung des Goldes in der venezolanischen Staatsbank
Dem Kauf vorausgegangen war vor vier Jahren der Rücktransport des Goldes aus internationalen Lagerstätten, vor allem aus London. Dieses Gold ist gegenwärtig in der Staatsbank in Caracas eingelagert. Venezuela geht indes offen mit seinen Goldreserven um. Erst kürzlich erhielt ein Mitarbeiter der Bank of America, Francisco Rodriguez, anlässlich eines Besuchs bei der Zentralbank Venezuelas in Caracas spontan Zugang zu den im Keller der Bank lagernden Goldreserven Venezuelas. Nach seiner Berechnung entspricht die ihm gezeigte Goldmenge, die in fünf vergitterten Abteilen gelagert ist, den offiziellen Angaben über die Goldvorräte Venezuelas.
Konflikt um die Aurora-Goldmine
Ebenfalls im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Interessen Venezuelas steht der Konflikt um die Aurora-Goldmine mit dem östlich gelegenen Nachbarstaat Guyana. Die Goldmine, in deren Gebiet auch Ölvorkommen angenommen werden, beschäftigt derzeit 500 Arbeiter. Es wird erwartet, dass die Produktion in den nächsten 17 Jahren 3 Millionen Feinunzen Gold betragen wird. Die Mine wird von der Guyana Goldfields Inc. mit Sitz im kanadischen Toronto betrieben. Sie verfügt noch über Ressourcen von 62,85 Millionen Tonnen Gold mit einem Goldgehalt von 3,24g/t Au und weiteren 1,82 Millionen Tonnen mit einem noch höheren Goldgehalt von 3,34 g/t AU. Die Aurora-Goldmine liegt im Guyana-Shield. Hierbei handelt es sich um ein vor sehr langer Zeit im Präkambrium entstandenes geologisches Gebiet mit metavulkanischem und metasedimentarischem Gestein in der Gegend von Guyana, das einen Abbau mit besonders geringen Kosten ermöglicht. Die geologische Zone ist reich an Bodenschätzen und zieht sich bis nach Brasilien hin. Auch die Westküste Afrikas hat Anteil an ihr, da sie bei der Trennung der heutigen Kontinente Südamerika und Afrika auseinander gerissen wurde.
Truppenkonzentration in Grenznähe
Guyana beschuldigte Venezuela, Truppen in Grenznähe zu konzentrieren und führte seinerseits Militärparaden durch. Im Falle eines militärischen Konflikts wäre Guyana jedoch unterlegen, da seine Armee nur über eine Mannschaftsstärke von 3.400 verfügt. Guyana hat sich daher an die Vereinten Nationen gewandt, woraufhin Generalsekretär Ban-Ki Moon ein Team zur Schlichtung des Konflikts gebildet hat.
Der Konflikt zwischen Venezuela und Guyana um das Grenzgebiet ist alt und wurde eigentlich schon 1899 durch einen internationalen Schiedsspruch beigelegt. Diesen erkennt Venezuela jedoch seit 1966 nicht mehr an und erhebt seitdem Anspruch auf mehr als die Hälfte des guyanischen Territoriums, nämlich bis zum Fluss Essequibo. Dieses Gebiet ist zwar kaum besiedelt, verfügt jedoch über zahlreiche Bodenschätze.
Venezuela verlangt die Herausgabe der Aurora-Goldmine
Venezuela hat nun an den kanadischen Minenbetreiber Guyana Goldfields mit Sitz in Toronto schriftlich seine Ansprüche gestellt. Der Betreiber hat das Schreiben unverzüglich an die guyanische Regierung weitergeleitet. Die Goldmine ist für Guyana sehr wichtig, denn es erhält 8 Prozent an Lizenzgebühren für das von der Minengesellschaft verkaufte Gold und 30 Prozent Körperschaftssteuer. Für Venezuela wäre ein Anteil an der Mine in seiner derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Lage sehr vorteilhaft.
Ein weiterer Konfliktherd zwischen Guyana und Venezuela liegt in der Exploration und Erschließung der Ölvorkommen vor der Küste, auf die gleichfalls beide Staaten Anspruch erheben. Öl ist die Haupteinnahmequelle Venezuelas, 95% aller Exporte bestehen aus Rohöl.
Quellen:
- http://www.goldreporter.de/bank-of-america-inspiziert-goldreserven-venezuelas/gold/45111/
- http://www.goldreporter.de/jordanien-kauft-gold-venezuela-stoesst-teilbestaende-ab/gold/51037/
- http://www.cbsnews.com/news/guyana-says-venezuela-lays-false-claim-to-gold-mine/
- http://www.guygold.com/s/NewsDetails.asp?id=%20122597