Das Silver Institute veröffentlichte seine „Silver Market Trends“ für 2016 – Steigende Nachfrage bei rückläufiger Minenproduktion
Silber ist ein vielseitiges Metall. Es wird vor allem aufgrund seiner Doppelrolle als Anlageprodukt und Industriegut zugleich geschätzt. Seine einzigartigen Eigenschaften machen das weiß glänzende Edelmetall zu einem unverzichtbaren Rohstoff in der Industrie. Die bestehenden Anwendungen sind nicht nur vielfältig, es kommen laufend weitere hinzu.
Die Entwicklung des Silbermarktes wird über die Grundlagen von Angebot und Nachfrage bestimmt, d.h. unter anderem über die globale Wirtschaftsleistung, geopolitische Aspekte, Zinssätze, Währungsschwankungen und die Stimmung der Anleger.
Vor diesem Hintergrund formulierte der Branchenverband „The Silver Institute“ seine Prognosen für das laufende Jahr. Nach Einschätzungen der Experten wird der Silbermarkt von einer weiteren Erhöhung der physischen Nachfrage des Edelmetalls und einem gleichzeitig abnehmenden physischen Angebot gekennzeichnet.
Silbernachfrage
Der größte Anteil an der weltweiten Nachfrage nach physischem Silber ist an den industriellen Gebrauch gekoppelt. Im vergangenen Jahr lag die Nachfrage aus den diversen Industriesektoren bei rund 54 Prozent. Das Silver Institute geht davon aus, dass der industrielle Anteil an der Gesamtnachfrage 2016 weiter zunehmen wird.
Im Bereich der erneuerbaren Energien steigt die Anwendung von Silber in Solaranlagen. Die Experten halten es sogar für möglich, dass im Bereich der Photovoltaik in diesem Jahr ein neues Rekordhoch erreicht wird, welches den Rekordwert von 2011 über 75,9 Millionen Unzen übertreffen wird. Diese Anwendung von Silber wird geschätzte 13 Prozent der gesamten Nachfrage aus dem Industriesektor ausmachen, verglichen zu 1,4 Prozent vor noch einem Jahrzehnt.
Die Nachfrage der Ethylenoxid-Produzenten wird voraussichtlich ebenfalls zunehmen. Das Institut sagt voraus, dass diese Branche mehr als 10 Millionen Unzen Silber nachfragen wird, was einer Steigerung um mehr als 25 Prozent entsprechen würde. Ein großer Anteil am Wachstum, schätzungsweise 80 Prozent, wird aus China kommen. Ethylenoxid ist ein wichtiger Grundstoff für die Herstellung von Plastik, Lösungsmitteln und einer breiten Palette organischer Chemikalien. Dieser Bereich ist in der Industrie von unvergleichbarer Wichtigkeit.
Nach einem leichten Rückgang im vergangenen Jahr wird der Schmuckindustrie 2016 eine um 5 Prozent ansteigende Nachfrage zugetraut. Zwar geht man auf Seiten der chinesischen Schmuckhersteller von einem nachlassenden Bedarf aus – 2015 kamen noch 16 Prozent der Gesamtnachfrage aus dem Schmucksektor aus dem Land der Mitte. Das Wachstum dieses Bereichs in anderen Ländern sollte die durch China entstehende Lücke jedoch mehr als nur schließen können.
Im Münzsektor wird nach dem Rekordhoch von 130 Millionen Feinunzen im vergangenen Jahr erneut eine robuste Nachfrage erwartet. Derzeit herrsche ein gesteigertes Interesse an sicheren Wertanlagen. Wie die ersten Wochen des neuen Jahres zeigten, nutzen Anleger die Gelegenheit Silber zu niedrigen Preisen zu erwerben. 2015 betrug der Anteil der Münznachfrage an der Gesamtnachfrage rund 12 Prozent.
Vor dem Hintergrund zunehmender Investoreninteressen und dem Wachstum im Bereich der Schmuckfabrikation als auch der Herstellung von Dekorationsartikeln und Silberwaren, rechnen die Silberanalysten mit einem Anstieg seitens der indischen Silbernachfrage. Indien war lange eine tragende Säule innerhalb der weltweiten Silbernachfrage. 2015 importierte das Land einen Rekordwert von 228 Millionen Unzen Silber. Die Importe stiegen größtenteils aufgrund der rückläufigen „Schrottströme“. Um den jährlichen Fabrikationsbedarf an Silber abzudecken erforderte es zusätzlich andere Bezugsquellen. Das Silberinstitut sieht darin einen fortlaufenden Trend.
Silberangebot
Der steigenden physischen Silbernachfrage gegenüber steht ein voraussichtlich sinkender Minenausstoß weltweit um bis zu 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es wäre die erste Reduzierung der weltweiten Silberproduktion seit 2002. Das anhaltend niedrige Preisniveau bietet den Produzenten wenig Anreiz, um in die Erhöhung der Fördermengen zu investieren. Mit Blick auf die Zukunft, gehen viele Experten davon aus, dass die Primärproduktion (Minen) von Silber bis 2019 weiter sinken wird. Ebenfalls im Bereich der Sekundärproduktion (Recycling), welcher bereits seit mehreren Jahren rückläufige Erträge verbucht, wird 2016 ein weiterer Rückgang erwartet.
Silbermarkt-Defizit
Vor dem Hintergrund der genannten Trends geht das Silver Institute davon aus, dass sich das physische Silberdefizit, welches sich aus dem Gesamtangebot abzüglich der Gesamtnachfrage auf dem Silbermarkt ergibt, 2016 weiterhin erhöht und die „überirdischen“ Lagerbestände abgebaut werden.
Silberpreis
Die Silberexperten des Branchenverbands erwarte beim Silberpreis in diesem Jahr einen soliden Boden.