Die Bank JPMorgan Chase hat durch ungedeckte Leerverkäufe von Silber-Futures maßgeblich zum Verfall des Silberpreises beigetragen. So lautet der Vorwurf vieler Anleger. Der Silberkurs war von fast 50 Dollar im April 2011 auf wenig mehr als 18 Dollar im Juni 2013 gefallen. Eine Gegenüberstellung der Silberpreisentwicklung und der Lagerbestände von JPMorgan an der COMEX weist einen interessanten Zusammenhang auf.
Grundsätzliches zu COMEX Lagerhäusern für Silber
Die COMEX, an der ein Großteil des weltweiten Handels mit Silber-Futures stattfindet, bietet die Verwahrung von Silberbarren in autorisierten Lagerhäusern an, die fast alle von Großbanken betrieben werden. Dazu gehören neben JPMorgan Chase vor allem die HSBC und die Scotiabank. Die Banken lagern hier sowohl eigenes Silber als auch das Silber von Kunden.
Bei den Silberbarren unterscheidet man zwischen prinzipiell an der COMEX handlungsfähigem Silber oder eligible stocks und registriertem Silber oder registered stocks.
Eligible stocks entsprechen in allen Merkmalen wie Größe, Gewicht und Feinheit den Anforderungen der COMEX, sind jedoch nicht für die physische Andienung eines Silber-Futures reserviert. Das ist wiederum bei registered stocks der Fall.
Hier sind die offiziellen Bestandszahlen für Silber in den COMEX Lagerhäusern von letzter Woche, die den grundsätzlich geringen Anteil an registered stocks verdeutlichen.
- Gesamtbestand: 164.082.854 Feinunzen
- Wert des Gesamtbestands: ca. 3,24 Milliarden Dollar
- Anteil eligible stocks: 122.230.369 Feinunzen; Wert: ca. 2,42 Milliarden Dollar
- Anteil registered stocks: 41.852.485 Feinunzen; Wert: ca. 827 Millionen Dollar
Entwicklung des Silberbestands von JPMorgan
Am 01. Mai .2011, also eine Woche, nachdem Silber im New Yorker Handel sein High bei 49,83 Dollar erreicht hatte, war das Lagerhaus von JPMorgan so gut wie leer. Für den Silberpreis gab es seither vor allem eine Richtung: abwärts. In denselben zwei Jahren und zwei Monaten gab es auch für die Menge des Silbers im Lagerhaus von JPMorgan vor allem eine Richtung: aufwärts. In der letzten Woche war das COMEX Lagerhaus der Bank mit fast 37,77 Millionen Feinunzen Silber gefüllt. Davon entfielen ca. 27,71 Millionen Unzen Silber auf eligible stocks und 10,06 Millionen Unzen auf registered stocks. Der Gesamtwert der Silberbarren betrug 746 Millionen Dollar.
Dass sich der Trend der Akkumulation von Silber bei JPMorgan zurzeit eher verstärkt als abschwächt, lässt sich ebenfalls aus den aktuellen Zahlen der COMEX ablesen. 3,6 Millionen Unzen Silber, also knapp 10% des aktuellen Bestands, fanden ihren Weg zu JPMorgan im kurzen Zeitraum vom 18. Juli bis zum 02. August.
Manipulationsvorwürfe gegen JPMorgan
Die Feststellung, JPMorgan sei ein bedeutender Short-Player am Silbermarkt, ist kaum strittig. Die Bank gehört zu den sogenannten Commercials, alles Banken, deren Marktaktivitäten – allerdings summarisch – jeden Freitag im Commitment of Traders Report veröffentlicht werden. Das Verhalten der Commercials ist also gut dokumentiert.
Die grundsätzliche Fähigkeit von JPMorgan, den Silberpreis zu manipulieren, wurde von der Bank noch nicht einmal vor Gericht bestritten. JPMorgan war wegen Preismanipulationen von Silber Futures und Optionen angeklagt, wurde aber im Dezember 2012 freigesprochen, weil keine gerichtsfähigen Beweise, sondern nur starke, gerichtlich jedoch nicht verwertbare Hinweise auf Preismanipulation vorlagen. Die bloße Fähigkeit zur Manipulation ist kein Beweis im juristischen Sinn, auch im Zusammenhang mit ungewöhnlichen Preisbewegungen nicht. Der gesunde Menschenverstand des Anlegers bildet sich hier sein eigenes Urteil.
Aussichten auf die Silberpreisentwicklung
Vergleicht man nun die Silberpreisentwicklung mit den Lagerbeständen von JPMorgan, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Bank vom fallenden Silberpreis in doppelter Weise profitiert hat: Einerseits wurde der Preis über Short-Positionen kontinuierlich gedrückt. Dafür ist kein physisches Silber nötig, weil statt der Lieferung von Silber meist einfach ein Bargeldausgleich der Preisdifferenz zwischen dem Silber-Future und dem Spot-Preis für Silber vereinbart ist. Die Preisdifferenz entspricht bei gefallenen Kursen dem Gewinn einer Short-Position und dem Verlust einer Long-Position. Im Übrigen ist der weitgehende Verzicht auf physische Auslieferung auch der Grund, warum wesentlich mehr Silber-Futures gehandelt werden können, als Bestände in den Lagerhäusern vorrätig sind. Die fallenden Preise wurden, wie oben beschrieben, von JPMorgan zugleich genutzt, um die eigenen physischen Bestände zu immer günstigeren Preisen aufstocken zu können.
Es liegen deutliche Hinweise darauf vor, dass das Doppelspiel im Großen und Ganzen abgeschlossen ist und JPMorgan im Begriff steht, auf die Long-Seite zu wechseln. So sind die Short-Positionen der Commercials an der COMEX massiv gefallen. Zugleich bewegt sich der Silberpreis seit Wochen wieder in einer stetigen Bewegung nach oben. Die Intraday Lows werden regelmäßig wieder hochgekauft, sodass sich reihenweise „Hämmer“ bilden, typische Umkehrsignale im Candlestic-Chart.
Bleiben Sie am Silber-Ball
Das wahrscheinlichste Szenario für die nächsten Jahre besteht in einer genauen Umkehr der Entwicklung seit 2011. Anstelle des Drückens der Silberpreise über die Futures an der COMEX dürfte uns das Pushen des Silberpreises durch weiter zunehmende physische Käufe, Future-Long-Positionen und begleitende Werbemaßnahmen (also Analysen) von JPMorgan bevorstehen.
Es lohnt sich für Sie langfristig immer zu beobachten, was JPM-Boss Jamie Dimon und die anderen die Big Boys und Big Girls so treiben. Die Chancen stehen gut, dass Sie als Besitzer von Silber nun im selben Boot mit ihnen sitzen – nicht der schlechteste Platz beim Segelziel Kapitalvermehrung.
Garantien gibt es, wie immer am Markt, natürlich nicht.