Ungeachtet der schweren Finanzkrise des Landes – die schwerste seit den 90er Jahren – baut Russland seine Goldreserven weiter gewaltig aus. Mit rund 21 Tonnen tätigte die russische Notenbank im Januar einen der stärksten Zukäufe seit langem. Unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) meldete Bloomberg, dass die Edelmetallreserven der ehemaligen Sowjetrepublik gegenüber Dezember um 700.000 Unzen auf insgesamt 46,2 Millionen Unzen gestiegen sind.
Andere Staaten aus Putins Einflusszone blieben ebenfalls zu Beginn des Jahres nicht untätig. Demnach stockte Kasachstan sein Goldlager um 100.000 Unzen auf 7,2 Millionen Unzen (rund. 223.92 t) auf. Es war der 40. Monat in Folge, in dem das Land seinen Bestand ausweitete. Kirgisistan, ein weiteres Land aus der von Putin gegründeten Eurasischen Wirtschaftsunion, zählt seit Januar ebenfalls sechs Prozent mehr Barren als im Vormonat.
Im Grunde können es sich diese Länder ebenso wenig wie China wirtschaftlich leisten, ihre Goldbestände derart aufzustocken. Das Reich der Mitte hatte seine Edelmetallreserven zuletzt um rund 62 Prozent erhöht. Nach eigenen Angaben belief sich der Bestand auf 1.778,22 Tonnen Gold.
Warum weitet der Kreml seinen Goldbesitz so massiv und konstant aus?
Jeffrey Nickols, Wirtschaftsberater des New Yorker Unternehmens Rosland Capital LLC, vergleicht gegenüber Bloomberg die Vorgehensweise der russischen Zentralbank mit jener der chinesischen: Beide kauften aus strategischen und politischen Gründen, mit der Hoffnung, ihre Währungen würden mit großen Goldreserven attraktiver erscheinen.
Tatsache ist, dass der Kreml seit 2005 seine Goldreserven beinahe vervierfacht hat. Seit dem Kaukasuskrieg 2008 setzt sich der Ausbau der Reserven kontinuierlich fort. Allein im vergangenem Jahr wurden dem Edelmetallhort mehr als 200 Tonnen hinzugefügt. Mit insgesamt 1.436,82 Tonnen hält Russland aktuell die sechstgrößten Reserven des Edelmetalls weltweit. Die vorderen Plätze belegen die USA, Deutschland, Italien, Frankreich und China.
Bereits seit längerem ist Russland dabei seine Devisenreserven zu diversifizieren und schichtet kontinuierlich vom Dollar in Gold um. Dazu passt, dass das Land in den vergangenen zwei Jahren über die Hälfte seiner amerikanischen Staatsanleihen abgestoßen hat. Es ist ein Statement gegen den Westen und der globalen Leitwährung „Dollar“.
Ziel ist es offensichtlich die Übermacht der westlichen Währungen, vorne weg die des Dollars, zu verringern und, vor allem mit Hinblick auf die Wirtschaftssanktionen, die der Westen gegenüber Russland verhängte, weniger davon abhängig zu sein.
Gold bedeutet für Putin einen gewissen Schutz gegen Krisen, da es weltweit als Währung anerkannt ist und zudem eine Alternative zum Dollar darstellt. Zwar verliert ein Staat mit dem Besitz des Edelmetalls an Liquidität, bleibt jedoch auch unberührter gegenüber den Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten.
Russland ist vielerorts in Konflikte verstrickt. Der massive Golderwerb könnte darauf hindeutet, dass das Land auch weiterhin an einer aggressiven Außenpolitik festhalten wird. Wer an den Frieden glaubt, investiert schließlich nicht derart in eine Krisenwährung.