Kopernikus ist eigentlich eher bekannt für seine astronomischen Schriften und seine Erkenntnis, dass die Sonne – und nicht die Erde, wie vorher angenommen – im Mittelpunkt unseres Planetensystems steht. Neben der Astronomie befasste er sich jedoch auch mit Jura, Medizin und eben auch der Ökonomie.
Kopernikus und das “Maß der Werte”
Als Ökonom befasste sich Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) mit dem Münzwesen und dem Geldumlauf. Dies war lange vor seinem Durchbruch in der Astronomie. Im Jahr 1522 veröffentlichte er eine Denkschrift, welche an den preußischen Landtag gerichtet war. In dieser beschreibt er die Unterschiede zwischen Münzen und ungeprägtem Edelmetall und bezeichnet dabei Geld als das „Maß der Werte“. Er befasst sich weiterhin mit dem Verhältnis von Materialwert und Nennwert bei Münzen und weist darauf hin, dass Münzen oftmals Mängel hinsichtlich ihrer Legierung und ihres Gewichts besitzen. Zudem erkannte Kopernikus, dass bei einer zu großen Geldmenge, die im Umlauf ist, eine Entwertung des Geldes eintritt. Dies schrieb er in eine Denkschrift nieder, weswegen die Ausführungen nicht sehr ausführlich sind. Dennoch erkannte er Geld als Maß der Werte, als Zirkulationsmittel und als Wesen der Inflation an.
Gutes und schlechtes Geld
Im Falle einer Inflation ist nach Meinung Kopernikus’ schlechtes Geld im Umlauf. Schlechtes Geld meint hier, dass die Münzen hinsichtlich Material- und Nennwert nicht zusammenpassen. Diese Überlegungen finden sich nach Kopernikus erst eine Generation später wieder. Der Begründer der Londoner Börse, Thomas Gresham, äußerte sich, dass unterbewertetes Geld, welches sich im Umlauf befindet, am besten per Gesetz wieder verdrängt wird. Gleichzeitig meinte er auch, dass der Bargeldumlauf von dem schlechten Geld beherrscht wird, während das gute Geld entweder gebunkert wird oder aus dem Land fließt.
Geprägtes Edelmetall gehöre in den Safe
Heutzutage gibt es – zumindest im Alltag – bei uns kein geprägtes Edelmetall mehr. Oder wann sind Sie das letzte Mal mit einer Goldmünze zum Bäcker gegangen? Dennoch geben einige Länder Edelmetallmünzen als offizielles Zahlungsmittel heraus. Mit diesen Anlagemünzen kann man an der Börse handeln oder sie bei den Banken eintauschen. Vor allem in den 1990er Jahren wurde dies in Deutschland stark betrieben. Der Vorteil dieser Anlagemünzen besteht darin, dass diese als offizielles Zahlungsmittel steuerlich anders behandelt werden als beispielsweise der Rohstoff Gold, wodurch sich mitunter hohe Erträge ansparen lassen können. Solche Münzen haben laut Kopernikus allerdings in der Regel einen niedrigeren Nominalwert als Materialwert, weswegen sie in den Safe gehören. Wer zum Beispiel eine Banknote und eine Goldmünze besitzt – beide haben einen Wert von 50 Geldeinheiten – der wird eher die Banknote in den Umlauf bringen als die Goldmünze. Das Gold würde nach Kopernikus lieber gehortet werden. Auch dieses Phänomen lässt sich heutzutage beobachten: Bei Unsicherheiten im Wirtschaftsleben wächst zuweilen das Interesse an Anlagemünzen.