Während sich der Goldpreis seit Jahren auf einer Talfahrt befindet — im Juli zu Beginn des dritten Quartals 2015 notierte er mit 1.072,35 Dollar je Feinunze den tiefsten Wert seit fünf Jahren — besteht eine anhaltend große Nachfrage nach dem Edelmetall. An der Spitze der Nachfrager von Goldmünzen und Goldbarren stehen die USA, gefolgt von China und Deutschland. Dies bestätigen die neuen Marktzahlen des World Gold Council, das am Donnerstag seinen Goldmarktbericht „Gold Demand Trends Q3 2015“ über das dritte Quartal veröffentlichte.
Laut Alistair Hewitt, Chefanalyst des WGC, überraschte diesmal die Tatsache, dass der niedrige Kurs die Nachfrage weltweit angetrieben habe. Normalerweise habe der Preis vor allem Auswirkungen auf die Nachfrage aus Ländern in Asien und dem Nahen Osten, insbesondere Indien, China und Türkei.
Das WGC bezifferte im dritten Quartal diesen Jahres die Nachfrage insgesamt mit 1.120,9 Tonnen. Dies entsprach einem Plus von 8% gegenüber dem Vorjahr. Seinerzeit hatte die Goldnachfrage 1.041,97 Tonnen erreicht.
Größter Goldabnehmer war insgesamt Indien, dicht gefolgt von China.
Gewaltiger Anstieg der US-Nachfrage nach Anlagegold
Die weltweite Nachfrage von Goldanlegern nach Goldmünzen und Goldbarren erlebte mit 295,7 Tonnen einen Anstieg von 33 Prozent verglichen zum dritten Quartal 2014 – so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Nachfrage nach Gold zur Herstellung von Schmuck konnte dagegen mit 631,9 Tonnen ein Plus von 6 Prozent verzeichnen.
Bemerkenswert war die gewaltige Nachfrage bei den US-Amerikanern nach Barren und Münzen. Sie stürzten sich geradezu auf das Anlagegold, während an der Börse gehandelte Investmentprodukte („Papiergold“) an Attraktivität verloren. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Nachfrage in dieser Kategorie um 207 Prozent erhöht. In den Vereinigten Staaten wurden im letzten Quartal 32,7 Tonnen im Wert von 1,2 Mrd. Dollar gekauft.
China konnte ebenfalls einen ordentlichen Anstieg bei der Nachfrage nach Barren und Münzen aufweisen. Das Land hat traditionell eine starke Verbindung zu Gold als Wertanlage, als Absicherung und als Geschenk. Hewitt ist der Meinung, Gold werde immer das Asset der Wahl für chinesische Investoren und Sparer sein. Die angestiegene Nachfrage nach Barren, Münzen und Schmuck führt er zurück auf das Preistiefs, die Probleme an den Aktienmärkten und die Abwertung des Yuan. In China wurden mit 52,3 Tonnen zuletzt 70 Prozent mehr Anlagegold als im dritten Quartal 2014 nachgefragt. Deutschland wies einen Zuwachs von 31,7 Tonnen auf, was ein Plus von 33 Prozent entsprach.
Zentralbanken stocken weiter auf
Die Zentralbanken kaufen weiterhin Gold als Geldanlage. Ein Trend, der wohl bestehen bleiben wird. Netto erwarben die Notenbanken 175 Tonnen Gold im Wert von 6,3 Mrd. USD, fast so viel wie im Vorjahresquartal (179,5 Tonnen). Mit Blick auf die einzelnen Länder liegt Russland erneut allen voran mit einem erheblichen Zukauf von 77 Tonnen Gold. Auch andere Länder wie China (50,1t), Kasachtan (7,8t), Jordanien (7,5t) und Ukraine (3,1t) stocken ihre Goldreserven weiter auf . Hervorzuheben bleibt des weiteren die Zentralbank Kolumbiens, die ihre Goldreserven im letzten Quartal um 6,9 Tonnen reduziert hat.
Den vollständigen Bericht des World Gold Council in englischer Sprache gibt es hier: www.gold.org/supply-and-demand/gold-demand-trends