Zwei ehemalige Vorstandsmitglieder der Münze Österreich AG, die in Wien das österreichische Kleingeld, aber auch die Sammler- und Anlagemünzen (Wiener Philharmoniker) herstellt, sind vom Wiener Straflandesgericht zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. In der Vorinstanz waren die Strafen noch etwas höher, nunmehr erhielt Johannes Miller (früher interimistisches Vorstandsmitglied der Münze Österreich AG) 18 Monate Haft und Kurt Meyer (früher Vorstand der Münze Österreich AG) 21 Monate Haft.
Glück im Unglück: Bewährung
Die Angeklagten hatten jedoch Glück: Die Strafen wurden auf Bewährung(Österreich: “bedingt”) ausgesprochen, die Bewährungsfrist läuft 3 Jahre. Weil die Angeklagten weitgehend geständig waren, seien so niedrige Strafen möglich, begründete Richter Noe das zweitinstanzliche Urteil, – die lange Verfahrensdauer wirke überdies strafmildernd.
Worum ging es?
Zur Beschaffung von Münzpräge- und Geldscheindruckaufträgen wurden offensichtlich systematisch Bestechungsgelder gezahlt, teilweise wurde mit Zentralbankvertretern ein überhöhter Preis vereinbart, der dann als Kickback in Höhe von 20% zurückfloss. Persönlich hätten sich die Angeklagten nicht bereichert, es ginge im Wesentlichen um Untreue und Bestechung. Aufträge hätten die Münze Österreich AG und die österr. Banknotendruckerei OeBS sich so vor allen Dingen aus Syrien und Aserbaidschan erhofft, so die Vorwürfe. Der Schaden ging in die Millionenhöhe. Einer der Zentralbank-Chefs, der Ex-Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank OeNB sah sich mit Vorwürfen konfrontiert, er habe dies gewusst, toleriert oder gar gefördert. Im Verfahren wurde er jedoch freigesprochen, da man dies nicht nachweisen konnte. Für den Staatsanwalt blieb aber ein bitterer Beigeschmack: Er äußerte, dass er sich nicht vorstellen könne, dass die Verurteilten dies alleine ausgedacht haben – ohne, dass ein Verantwortlicher davon gewusst hätte. Namen nannte er dabei nicht.
Kurt Meyer wurde bereits 2010 mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstandsamt der Münze Österreich entlassen, nachdem bekannt wurde, dass er über die Firmenkreditkarte offensichtlich private, bzw. nicht nachvollziehbare Ausgaben im Volumen von 50.000 Euro getätigt hatte. Dies führte zur Trennung quasi über Nacht, auch wenn Meyer darlegen konnte, dass er dies zum Monatsende immer wieder ausgeglichen hatte. Statt einer Strafe erhielt Meyer zum Abgang damals noch eine von Außenstehenden als großzügig empfundene Abstandszahlung. Der über 60jährige Meyer war damals gesundheitlich angeschlagen.
Münze Österreich AG heute
Die Münze Österreich heute wird von Generaldirektor Mag.Gerhard Starsich und Vorstandsdirektor Dr.Manfred Matzinger-Leopold geleitet. Durch die Einführung strengerer Controlling- und Reporting-Regeln hat man dafür Sorge getragen, dass sich solche Vorgänge in der Zukunft nicht wiederholen. Die Prägequalität der Münze Österreich AG wird weltweit anerkannt, die Anlagemünzen Wiener Philharmoniker in Gold, Silber und Platin werden mittlerweile auf der ganzen Welt gehandelt und sind in Japan ebenso beliebt wie in Österreich, Deutschland oder auch den USA.