In der abgelaufenen Woche hatten Goldhändler alle Hände voll zu tun. Physische Anleger kauften in Deutschland und auch USA massiv physisch Gold in Form von Goldbarren und Goldmünzen, die Münzprägestätten vermelden Rekordverkäufe. Gleichzeitig wurde in Asien massiv Gold verkauft, was nach übereinstimmenden Händlerangaben für den Fall des Goldpreises verantwortlich gemacht wurde.
An der Börse in Shanghai seien in kurzer Zeit mehrere Tonnen Gold auf den Markt geworfen worden. Bei einem Handelsvolumen von täglich ca. 25 Tonnen seien alleine innerhalb weniger Minuten mehr als 5 Tonnen auf den Markt gelangt, was zu einem Kurssturz führte. Analysten waren auch enttäuscht von der jüngsten Verlautbarung der chinesischen Nationalbank, die zwar einen massiven Anstieg der Zentralbank-Goldbestände Chinas vermeldete, aber hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb.
Kurzzeitig sank der Goldpreis sogar unter 990 Euro am Freitagnachmittag im europäischen Handel, verabschiedete sich aber mit Preisen knapp über 1000 Euro ins Wochenende.
Chinas Wirtschaft läuft nicht mehr so wie sie sollte, Analysten sehen daher eine schwächere Rohstoff-nachfrage in der Zukunft und auch die Gefahr, dass chinesische Aktienspekulanten, die unter zurückgehenden Aktienpreisen in China leiden, gezwungen sein könnten, den letzten stabilen Hafen im Portfolio zu liquidieren, um die Verluste bei den Aktien auszugleichen…und dies sei GOLD, weil es im Gegensatz zu chinesischen Aktien nicht so massiv gefallen sei.
Auch die US-Notenbank FED wird nicht müde immer wieder zu betonen, daß sie in Zukunft die Zinsen erhöhen könnte… bisher tut sie es aber nicht. Seit 2008 ist der Leitzins in USA nicht mehr gestiegen. Die Notenbank warnt in den monatlichen Sitzungen aber immer wieder gebetsmühlenartig davor, daß das passieren könnte.
Ob die FED dies allerdings wirklich tut, dürfte fraglich sein, da dies zum einen die US-Konjunktur abwürgen könnte und zum anderen die Staatsfinanzierung für den US Staat deutlich schwieriger machen würde, die ganz wesentlichen auf Krediten aufgebaut ist.
Im Vergleich zu Vorjahren ist die Goldnachfrage vor allen Dingen in Indien von den Höchstständen weit entfernt. Der indische Staat führt auch immer mehr Restriktionen für Goldkäufer ein, zuletzt wurden BARVERKÄUFE deutlich eingeschränkt, – der indische Käufer soll dies nur noch können, wenn er seine staatliche Registriernummer nennt.
Die Schmucknachfrage ist allerdings ein Hauptumsatzträger der Goldnachfrage. Im ersten Quartal betrug die Weltgold-Nachfrage gemäß der Produzentenvereinigung WGC 1079 Tonnen, wovon 601 Tonnen und damit mehr als die Hälfte auf Schmuck entfiel. Barren und Münzen machten “nur” 253 Tonnen aus, wovon 61 Tonnen in Europa abgesetzt wurden.
Dies macht deutlich, dass weniger die starke Goldbarren- und Goldmünzen-Nachfrage für den Goldpreis verantwortlich ist, sondern eher die schwache chinesische und indische Goldschmuck-Nachfrage.
Schwächelt die chinesische Konjunktur, geht es den Wohlhabenden in China auch nicht gut und es bleibt weniger Geld für Goldschmuck.
In Indien möchte die Regierung auch weiterhin den Goldimport einschränken, weil zuviel Devisen dafür abfliessen und die Goldimporte die Handelsbilanz verschlechtern und die indische Rupie schwäche. Inder setzen aber nach wie vor traditionell eher auf die Geldanlage in Gold als in Sparbüchern… ist doch Gold z.B. oft das Einzige, was die Frau im Falle einer Scheidung behalten darf. Brauteltern werden also auch zukünftig in Indien darauf achten, daß der Schwiegersohn zur Hochzeit ausreichend Gold schenkt, weil deutscher Zugewinnausgleich und nachehelicher Unterhalt im Scheidungsfall in Indien weitgehend unbekannt ist.
Die Chinesen verstehen übrigens unter einer “schwachen” Konjunktur ein Wachstum von 7%, was man z.B. im zweiten Quartal 2015 vorweisen konnte. Über 7% Wachstum würde sich jeder europäische Staat freuen wie ein Schneekönig.
Der Börsencrash, der in China bereits im Juni begann, macht aber vielen asiatischen Anlegern Sorge. Der private Konsum ist in China für rund 60% des Wachstums verantwortlich.
Auch zukünftig ist allerdings auch in China davon auszugehen, daß die Personalkosten für Goldminenarbeiter Richtung westliches Niveau steigen, was dazu führt, daß einige Minen nicht mehr zu den aktuellen Goldpreisen das Gold aus der Erde holen können. Das geht aktuell nur unter Mißachtung von im Westen üblichen Umweltvorschriften und unter Ausbeutung der chinesischen Arbeitskräfte. Ein Zustand, der sich sicherlich nicht die nächsten Jahre halten dürfte.
Insoweit dürfte der Goldpreis aktuell eher an der unteren Grenze einer möglichen Schwankungsbreite angekommen sein.
Beherzte Anleger aus Deutschland und USA griffen deshalb zum Wochenende bereits massiv zu.
Bis zum Allzeithoch von knapp 1379 Euro aus September 2012 gibt es aus heutiger Sicht auf eine 30% Prozentige Steigerung des Goldpreises in Euro.
Auch wenn Griechenland sich Geld von den Europäern geliehen hat, um es den Europäern zurück zu zahlen und sich noch mehr zu leihen, wird die Lage in Griechenland nicht besser.
Euro und US-Dollar bleiben “Papiergeld” ohne inneren Wert.