Die chinesische Edelmetallbörse, Shanghai Gold Exchange (SGE), hat im vergangenen Dezember eine Smartphone-App für den Goldhandel eingeführt. Dies berichtet der Goldmarktexperte Koos Jansen auf BullionStar.com. Mit der eigens entwickelten neuen Software ist es für die Kunden der SGE in Zukunft offenbar noch leichter das gelbe Edelmetall zu handeln. Vorerst können allerdings nur bereits registrierte Marktteilnehmer die App namens „Yijintong“ für die Verwaltung ihrer Transaktionen nutzen. In wenigen Wochen soll dann ebenfalls die Eröffnung eines Goldkontos mit Hilfe der App möglich sein.
Im Reich der Mitte wird erwirtschaftetes Vermögen traditionell gerne in Gold umgewandelt. Es bringt nicht nur Glück, sondern wird auch als Möglichkeit betrachtet, schwere Zeiten zu überdauern. In der Bemühung um eine geregelte, gesunde und solide Entwicklung des chinesischen Goldmarktes ist es in China nicht nur Unternehmen und Großkunden vorbehalten, Gold an der SGE zu handeln. Jeder Bürger der Volksrepublik kann sich registrieren und erhält somit direkten Zugang zum zentralen Handelssystem der Edelmetallbörse, welche von der People’s Bank of China beaufsichtigt wird. In dieser Tatsache erkennt Jansen einen der Hauptgründe dafür, dass die regelmäßig veröffentlichten Zahlen hinsichtlich der chinesischen Goldhandelsnachfrage stark voneinander abweichenden. Bei der Erfassung berücksichtigen der World Gold Council und anderer Beraterfirmen lediglich Käufe aus dem Einzelhandel. Da praktisch jeder Bürger in China Gold direkt an der SGE erwerben kann, können diese Statistiken nicht als vollständig angesehen werden. Bei den Angaben der SGE über das Volumen der Goldentnahme aus ihren Tresoren fließen Direktkäufe der Privatkunden dagegen mit ein.
Es ist nur nachvollziehbar, dass Chinesen den direkter Zugang zum Großhandel nutzen, anstatt Gold zu entsprechend höheren Einzelhandelspreisen zu erwerben. Zumal die SGE den besten Preis garantiert. Jansens Einschätzung zufolge wird etwa die Hälfte des Goldes aus den Tresoren der SGE von Großhandelskunden erworben, die das Gold weiter verarbeiten, zum Beispiel zu Schmuck, welcher gegebenenfalls wiederum im privaten Sektor verkauft wird. Die andere Hälfte des gelben Edelmetalls werde direkt an individuelle oder institutionelle Marktteilnehmer aus dem Privatsektor veräußert.
Derzeit sind nahezu 10.000 institutionelle und über 8,3 Millionen Privatkunden an der SGE registriert. Es ist natürlich nicht bekannt wie viel Gold die einzelnen Privatkunden erwerben. Mit Blick auf die Gesamtzahl dieser Marktteilnehmer, ergibt sich für Jansen jedoch eine plausible Erklärung für die gewaltigen Goldmengen, die jährlich angeblich aus den Tresoren der SGE entnommen werden. Jansen spielt den Gedanken durch: Angenommen alle 8,3 Millionen Kunden würden über das Jahr nur 100 Gramm Gold kaufen, dann wären dies alleine bereits 830 Tonnen Gold. Im Jahr 2015 sollen nicht weniger als 2.596 Tonnen des glänzenden Edelmetalls über die SGE ihre Besitzer gewechselt haben. Zum Vergleich, der weltweite Minenausstoß betrug 2.860 Tonnen.